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lands in den 70 er Jahren dnrch Anlage zweier detachierter Forts auf
dem linken Donanufer bezw. dem linken Ufer der Iller verstärkt
worden. Mainz und das durch die Natur ungemein begünstigte Koblenz
mit seiner überragenden, auf dem rechten Rheinufer gelegenen Feste
Ehrenbreitstein decken den Norden unseres Vaterlands. Beide Festungen
sind durch Ausbau vorhandener Position und Anlage neuer Verschan-
zungen erheblich erweitert und verteidigungsfähiger geworden.
8. Die eigentliche Grenze gegen Frankreich kann somit als sehr stark
und auf dem Hauptwege sogar als undurchdringlich gelten. Weniger ist
das bei der indirekten Grenze gegen Holland und Belgien der Fall.
Der Weg von Lille und Valenciennes ist gänzlich frei, da Belgien seine
Verteidigungskraft in und um Antwerpen konzentriert hat. Hier galt es
zunächst, den großen Zentralpunkt Köln, der durch die alte Stadt-
umwallung in empfindlichster Weise eingeengt und beschränkt ward, im
Sinne einer neueren Lagerfestung auszubauen. Das ist mit dem Auf-
wande erheblicher Mittel geschehen. Die Stadt ist bis in den Umkreis
des früheren Fortsgürtels erweitert, und zwölf Forts wie vierzehn
Zwischenbatterien verschiedener Größe sind so weit hinausgeschoben
worden, daß die Metropole des Rheinlands vor einem Bombardement
völlig sicher gestellt ist.
Zum Schutze feiner Grenze gegen Österreich, welche vom Bodensee
bis nach Schlesien völlig offen ist, hat das Deutsche Reich nichts
getan, als für den Umbau der Forts von Neiße, welche dem heutigen
Standpunkte der Befestigungskunst nicht mehr entsprechen, eine verhält-
nismäßig geringe Summe anzuweisen. Ja man hat sogar die Dresdener
Schanzen, ein wichtiges Defilee, das den Weg von Böhmen nach Berlin
versperrte, wieder eingehen lassen. Ebenso hat Österreich-Ungarn seine
Nordgrenze im alten Zustande belassen. Mag diese Tatsache auf still-
schweigender Übereinkunft beruhen, oder einer ausdrücklichen Abmachung
entspringen, so läßt sie nur erfreuliche Schlüsse auf das zwischen beiden
Staaten herrschende ungetrübte Einvernehmen und gegenseitige Ver-
trauen zu.
Für den Kriegshafen Wilhelmshaven, für die Befestigungen an
der unteren Elbe und Weser, für Friedrichsort, für Swinemünde und
die Küstenbefestigung überhaupt sind erhebliche Mittel aufgewendet
worden.
Ähnliche Anstrengungen wie für den Schutz der langgestreckten
deutschen Küste sind an der Ostgrenze des Reichs gemacht worden.
Königsberg und Posen haben jedes elf neue Forts verschiedener Größe
erhalten, Thorn deren sieben, während Danzig, das erst in zweiter
Linie bedroht erscheint, und Glogau, welches gleichzeitig gegen Süden
gerichtet ist, nur unbedeutend erweitert werden. Dagegen hat Küstrin
zum Ersatz für das eingegangene Stettin als Brückenkopf an der Oder
Wohlrabe, Deutschland von heute. Ii. 4
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Ehrenbreitstein Frankreich Holland Belgien Lille Valenciennes Belgien Antwerpen Rheinlands Berlin Königsberg Thorn Danzig Glogau Stettin Deutschland
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eine erhöhte Wichtigkeit erlangt. Der bisher ziemlich unbedeutende
Platz erhält sechs neue Forts und wird beziehungsweise auch im übrigen
vollständig neu ausgebaut. Besonders stark ist in letzter Zeit die Mün-
dung der Weichsel sowie die Danziger Bucht überhaupt befestigt. Neben
der Festung Weichselmünde ziehen sich an der Küste sehr stark befestigte
Strandbatterien hin, die bis zur Halbinsel Hela die Bucht mit ihren
Geschützen beherrschen. In den letzten Jahren ist auch der Brückenkopf
der Weichsel, Marienburg mehr und mehr, selbst durch Forts, sowie
Kulm verstärkt.
Von den übrigen Festungen des Reiches ist das erst seit 1869 und
1870 völlig umgebaute Magdeburg, sind ferner Rastatt, Saarlouis, Ger-
mersheim, Wesel, die Feste Boyen, Glatz, Diedenhofen, Bitsch und Neu-
Breisach im wesentlichen unverändert geblieben, ja es ist wohl noch
eine offene Frage, ob eine oder die andere derselben gleichwie Minden,
Landau, Wittenberg, Erfurt, Stettin, Kolberg, Stralsund und andere
nicht noch eingezogen und ihres Festungscharakters entkleidet werden.
Für die Vergrößerung von Spandau dagegen, der militärischen Werk-
statt Preußens und gewissermaßen der Zitadelle Berlins, sind seinerzeit
mehr als dreizehn Millionen Mark ausgesetzt, um die Oranienburger
Vorstadt mit in die Stadtumwallung hineinzuziehen, und um vier große
Forts zum Schutze der zahlreichen Militäretablissements zu erbauen.
Zn diesem letzteren Zwecke wären noch weitere Befestigungen nach
Berlin zu erforderlich. Man hat von deren Anlage aber abgesehen,
der großen Lasten und der Schädigung Berliner Interessen wegen.
Im Süden bildet Ingolstadt das Spandau Münchens. Die schon
1250 erbaute Festung hat zahlreiche Schicksale erlebt, wurde 1800 geschleift
und erst dreißig Jahre später durch den König Ludwig I. von Bayern nach
dem System Montalembert wieder aufgebaut. Nach 1870 ist auch Ingol-
stadt mit zwölf Millionen Mark zu einem modernen Waffenplatz erweitert.
9. Seiner geographischen Lage wegen muß das Deutsche Reich
gerüstet sein, nach allen Seiten Front zu machen. Mit dem erforder-
lichen Nachdruck sind deshalb auch die Befestigungsarbeiten gefördert
worden, aber in weiser Beschränkung ist man nicht über das Maß des
Notwendigen hinausgegangen. Den 36 deutschen Festungen gegenüber
besaß Frankreich trotz seiner unendlich vorteilhafteren Grenze gegen nur
eine wirkliche Großmacht deren im Jahre 1871 bereits 137 und hat
ihre Zahl seitdem noch vermehrt. Dabei ist der Fortsgürtel von Paris,
der in den alten Befestigungen schon über fünfundfünfzig Kilometer
maß, über das Doppelte hinausgerückt, und die Hauptstadt damit zu
einer solchen Riesenfestung erweitert, daß sie wohl nur von der chinesi-
schen Mauer an Ausdehnung übertroffen wird.
10. Trotz ihrer hohen Wichtigkeit für die Kriegführung besitzen
sämtliche Festungen eine große Schattenseite. Die zu ihrer Besatzung
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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aufgestellt sind, besetzt werden muß, oder ein unwegsamer Sumpf ohne
Verteidigung gelassen werden darf. Laufgräben, welche im Frieden nur
teilweise ausgeführt werden, verbinden die Forts untereinander, Eisen-
bahnen und Telegraphen führen von einem zum andern und zur Kern-
festung. Einige hundert Meter hinter den Forts, möglichst im Terrain
gedeckt, liegt eine zweite Reihe von detachierten Werken, den sogenannten
Zwischen- oder Annexbatterien. Jede derselben schließt die Zwischenräume
zwischen zwei Forts und sie sind von geringerer Stärke als diese letzteren.
5. Man unterscheidet in den deutschen Festungen größere und
kleinere Forts, die je zehn bis zwanzig Wallgeschütze führen und eine
bis vier Kompagnien Besatzung aufnehmen können. Der Aufwand zu
ihrer Erbauung beträgt etwa zwei bezw. eineinviertel Million Mark.
In ihren Formen sind sie einander im übrigen völlig ähnlich. Das
detachierte Fort bildet eine kleine Festung für sich, die aber den Vor-
teil genießt, nur von einer Seite, in der Front, angegriffen werden zu
können, und dabei rückwärts mit der Kernsestung und seitwärts mit den
Nebenforts in Verbindung zu bleiben.
6. Die deutschen Festungen zerfallen ihrer Größe und Bedeutung
nach in drei Klassen. Zn den festen Plätzen erster Ordnung zählen
Danzig, Glogau, Ingolstadt, Koblenz mit Ehrenbreitstein, Köln, Küstrin,
Königsberg, Magdeburg, Mainz, Metz, Neiße, Posen, Rastatt, Spandau,
Straßburg, Thorn, Ulm, Wesel. Festungen zweiter Ordnung sind
Bitsch, die Feste Boyen, Diedenhofen, Germersheim, Glatz, Königstein,
Marienbnrg, Nen-Breisach, Saarlouis, Torgan. Küstenbefestigungen be-
finden sich in Friedrichsort, Memel, Pillan, Swinemünde, Sonderburg,
Wilhelmshaven, ferner an dem unteren Laufe von Weser und Elbe.
Sämtliche Festungsbauten fallen unter den Begriff der permanenten
Befestigungen, von denen man verlangt, daß sie unbedingt „sturmfrei",
das heißt dem Angreifer mit den Mitteln des Feldkrieges nicht zu-
gänglich sind. Im Gegensatz zu den bereits im Frieden mit allen
Mitteln der Kunst vorbereitete!! permanenten Befestigungen nennt man
Feldbefestigungen und provisorische Befestigungen solche Verschanzungs-
arbeiten, die zur Verstärkung einer bestimmten Verteidigungslinie mit
den an Ort und Stelle sich bietenden Hilfsmitteln ausgeführt werden.
Die Aufmerksamkeit der deutschen Kriegsverwaltnng wandte sich
nach dem Kriege 1870/71 naturgemäß den in erster Linie bedrohten
und zum Teil arg vernachlässigten Festungen der neuerworbeueu Reichs-
lande zu. Im Frühjahr 1882 hat der Erweiterungsbau von Straß-
burg seinen Abschluß gefunden, wenn man überhaupt von eineu! Ab-
schluß reden kann, da alle paar Jahre umfassende Änderungen vor-
genommen werden. Auch hier bedeutet Stillstand bald Rückgang. Der
Durchmesser der ganzen Werke um Straßbnrg betrügt im Mittel drei-
zehn Kilometer oder nahezu zwei deutsche Meilen.
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